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GET WELL SOON (D)
Auch sein Diplom an der Popakademie Mannheim zählt nicht zu den Dingen, die der gebürtige Oberschwabe im Gespräch gerne hervorholt. "Normen im Pop sind fatal", winkt der klassisch ausgebildete Multiinstrumentalist darauf angesprochen lakonisch ab. Baden-Württembergs größere wie kleinere Nester quillen eben nicht gerade über mit popkulturellem Coolnessfaktor. Gropper hat Provinz, seine Teenage-Grunge-Bands wie auch den Piano-, Cello-, Schlagzeug- und Klassikgitarrenunterrricht hinter sich gelassen. Er will an seiner recht konkurrenzlosen Kunst gemessen werden. Die nämlich vereint verschwommene Erinnerungen an die traurigen Balladen des Leonard Cohen, das allzeit spürbare Ächzen eines Tom Waits, die Eindringlichkeit Nick Cavescher Hymnen und das schwerelose Lamento Thom Yorkes. Get Well Soon sind nichts weniger als das deutsche Nachdenklichkeits- und Befindlichkeits-Äquivalent zu Conor Oberst, dem Antihelden des amerikanischen Midwest. Gropper ist Vertreter einer Jugend, die, literarisch vorbelastet, ihre Realitäten durchwandert, sie überprüft, beschreibt, nicht unbedingt verklärt und am Ende feststellt, dass die Dinge schlecht stehen, aber dennoch lebenswert sind. Melancholie in Sinfonie, immer kurz unter der Sättigungsschwelle, auf dass das Verlangen nach mehr nie verlischt.