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Back To Mine

Umso interessanter also ist die Frage, welcher Musik Bernhard Sumner, Peter Hook, Stephen Morris und Gillian Gilbert in ihrer Freizeit lauschen. Aufgelöst wird das Rätsel durch die ‘Voyeure’ der ‘Back To Mine’-Serie, die schon die Plattensammlungen Morcheeba, Faithless, Talvin Singh, Orbital und anderen britischen Formationen einem ‘going public’ unterzogen haben. Die nun auf Tonträger verewigte New-Order-Kollektion ist der bislang spannendste ‘Back To Mine’-Beitrag. Vielleicht auch der irritierendste. Bestimmt aber der am wenigsten kommerzielle. Eröffnet wird das klingende Panoptikum mit Psychodrogen-Rocker Captain Beefheart und seiner Magic Band. ‘Big Eyed Beans From Venus’ ist, ebenso wie ‘Venus In Furs’ von Velvet Underground oder ‘Mushroom’ von Can, ein Meilenstein in der Rockgeschiche, aber bestimmt keine Musik für zartbesaitete Seelchen. Und dieses ‘Raritäten statt Vergnüngen’-Credo zieht sich wie ein Roter Faden (oder eher eine weisse Linie?) durchs Programm. Gepeinigt ächzen Ferry und Roxy Music das grossartige ‘In Every Dream Home A Heartache’ ins Mik. Ähnlich Herz zerreissend der Folk ‘M62 Song’ von den Doves, ähnlich kaputt der Punkheuler ‘Cherry Red’ von The Groundhogs. Kontrastiert wird dieses musikalische ‘Vorgestern’ durch jüngere Beiträge; so Donna Summers Discohymne ‘I Feel Love’ (Patrick Cowley Mix!), Missy Elliots ‘The Rain’ oder Primal Screams avantgardistischer Trip Hop ‘Higher Than The Sun’. Wer die raren Originalscherben nicht besitzt, kann sich, New Order sei Dank, nun auf einfachste Weise mit den Blueprints eindecken. Unbedingt empfohlen!